Typisch Deutsch?!?

Wir Deutschen sind bekannt dafür, dass wir viele Regeln haben und diese auch gewissenhaft befolgen. Ich gebe zu, ich bin in dieser Hinsicht typisch deutsch und finde das auch nicht schlimm. Mein Mann findet diese Eigenschaft teilweise sehr erheiternd und zieht mich des Öfteren damit auf. Die Themen, die ihn am meisten belustigen, sind die strikte Einhaltung der Recycling-Regeln sowie die Beachtung der Fußgängerampel.

Das Recycling sieht hier ein bisschen anders aus als in Deutschland. Manche Plastikflaschen, Dosen und Glasflaschen kann man gegen Pfand wieder in den Supermarkt zurück bringen. Plastikmüll, Papier, Karton und Glas ohne Pfand wird in den Recyclingbehälter geworfen, alles andere entsorgt man über den Restmüll. Biomüll gibt es hier nicht. Man muss dazu sagen, dass diese Regeln für Buffalo gelten. Das kann in einem anderen Bundesstaat oder County oder in einer anderen Stadt wieder ganz anders geregelt sein. Ich findes es zwar immer noch komisch Glas, Plastik und Kartons zusammen zu entsorgen, aber ich habe das Prinzip verinnerlicht.

Was ich jedoch nach wie vor kurios finde, ist das bei rot über die Ampel gehen. Geht man in Deutschland bei rot über die Ampel, wird man böse angesehen oder sogar darauf angesprochen oder hört abwertende Kommentare. Hier wird man echt blöd angeschaut, wenn man bei rot stehen bleibt. Und dabei ist es egal, ob es sich um eine zweispurige, vierspurige oder sogar sechsspurige Straße handelt! Was mich immer wieder erstaunt, sind die Reaktionen der Autofahrer. Es haben sich schon Autofahrer bedankt, weil ich an einer roten Ampel (es war rot für mich, grün für den Autofahrer) gewartet habe! Als ich vor einigen Tagen mal wieder bei rot an der Ampel stand, hat sogar eine Fahrerin angehalten (es waren wohlgemerkt ca. 10 Autos hinter ihr im Berufsverkehr) und mich gefragt, ob ich denn warte bis sie alle gefahren sind. Ich war so verdattert, dass ich nur „ja“ gesagt habe und sie ganz verwirrt angeschaut habe. Wo es allerdings richtig gefährlich wird, ist wenn man als Fußgänger bei grün über die Ampel geht. Da wurde ich bereits zweimal fast überfahren…

1 Jahr Buffalo – ein Rückblick

Nun bin ich genau ein Jahr in Buffalo und es ist Zeit für einen Rückblick. In diesem einen Jahr hat sich mein Leben komplett verändert. Eigentlich hat sich die ganze Welt komplett verändert. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass ein Mund-Nasen-Schutz unser täglicher Begleiter wird und wir uns monatelang von anderen Menschen distanzieren?

Als mich eine liebe Freundin vor einem Jahr am Flughafen in München abgesetzt hat, war ich traurig meine Heimat, Familie und Freunde hinter mir zu lassen. Gleichzeitig habe ich mich gefreut meinen Mann wieder zu sehen, der ca. 5 Wochen vor mir in die USA geflogen ist. Ich war gespannt, was das Leben auf der anderen Seite des Ozeans für uns bereit halten würde.

Die ersten Wochen waren sehr aufregend und voller Aktivitäten. Wir haben die Stadt erkundet, haben uns die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung angesehen und die Wohnung eingerichtet. Natürlich gab es auch einige administrative Sachen zu erledigen. Nach gut zwei Monaten in Buffalo kamen meine Eltern zu Besuch und wir hatten eine tolle Zeit zusammen in Buffalo und in Toronto. Anschließend war ich mit meinem Vater für fast zwei Wochen in Kanada unterwegs.

Bis Mitte November fühlte sich alles eher an wie ein verlängerter Urlaub. Erst als mein Vater zum Flughafen gefahren ist wurde mir bewusst, dass ich gar nicht weiß, wann ich meine Familie wieder sehen werde und dass Buffalo nun erst einmal mein Lebensmittelpunkt ist. Im November haben wir Thanksgiving in D.C. gefeiert und uns danach New York angeschaut. Im Dezember haben wir 10 Tage in der Dominikanischen Republik entspannt und dann standen auch schon Weihnachten und Silvester an und das Jahr war vorbei.

Danach stellte sich so langsam der Alltag ein und ich habe begonnen, mich nach Jobs umzusehen. Wer mich kennt weiß, dass ich des Öfteren an meinen Fähigkeiten zweifele. Die Jobsuche hier hat mich sehr frustriert. Meine Schwester kam im Februar zu Besuch und wir haben eine sehr schöne Woche zusammen verbracht, auch wenn wir aufgrund der Kälte nicht so viel unternommen haben. Immerhin konnte sie Bradley Cooper vom Sofa aus beim Filmdreh beobachten 😉

Danach bin ich in ein Loch gefallen. Das Wetter war kalt, nass und ungemütlich, mein Mann war für zwei Wochen beruflich unterwegs und ich saß zum Beginn der Pandemie alleine in Buffalo. Die Jobsuche habe ich aus diversen Gründen auf Eis gelegt, das öffentliche Leben ist mehr oder weniger zum Stillstand gekommen. Ich war froh, als Mitte Mai das Wetter wieder besser wurde und ich öfter draußen etwas unternehmen konnte. Wenn der Winter einmal vorbei ist, ist es hier in der Gegend wirklich sehr schön. Es gibt eine Vielzahl an Outdoor-Aktivitäten, die dazu einladen die wunderschönen Sommertage draußen zu verbringen! Und genau das werde ich auch noch machen so lange es geht, bevor uns der kurze Herbst und der lange Winter wieder bevorstehen….

Viele Leute haben mich gefragt, ob ich mich denn inzwischen hier heimisch fühle. Die Antwort ist eindeutig „nein“. Auch wenn es wunderschöne Ecken in der Stadt und vor allem am See gibt, werde ich mit der Stadt nicht richtig warm und habe auch kaum Anschluss gefunden, was natürlich viel mit der Pandemie zu tun hat. Wie lernt man schon neue Menschen kennen, wenn man keinen Job hat und sich fast ausschließlich zu Hause aufhält?

Für mich war das Projekt „Auswandern“ bisher ziemlich hart. Ich vermisse nach wie vor meine Familie und Freunde sehr. Ich bin sehr dankbar für meine Freunde und die vielen lieben Menschen, die auch nach einem Jahr noch in Kontakt mit mir stehen. An dieser Stelle ein ganz fettes DANKESCHÖN an euch, ihr Lieben! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet. Ihr seid an manchen Tagen mein einziger Kontak in die Außenwelt und das tut mir so wahnsinnig gut. Ein großer Dank geht auch an meine Familie. Ich hoffe immer noch, dass wir uns zu Weihnachten / Silvester sehen können!

Nun aber genug der Sentimentalität! Auch wenn Jahr eins in den USA nicht wirklich nach meinen Vorstellungen verlaufen ist, bin ich sehr gespannt, was das zweite Jahr für mich bereithält! Es kann nur besser werden 🙂

Sommer in Buffalo

Leider wird die Zeit zwischen meinen Einträgen immer länger. Als ich den Blog ins Leben gerufen habe, hatte ich mir vorgestellt, dass wir viele Ausflüge machen und viele neue Orte entdecken werden. Und dann, naja dann kam die Pandemie und seitdem sitzen wir größtenteils zu Hause….. Und von da aus kann man nicht so viel entdecken *lol*

Inzwischen ist es in Buffalo richtig sommerlich und eigentlich hat die Stadt im Sommer viel zu bieten – wäre da nicht eine Pandemie: Sommerkonzerte, Rooftop Bars, Shakespeare im Park, Wassersport Angebote, Hafenrundfahrten, Strände zur Erholung, Sportkurse am Hafen und vieles mehr!

Etliche Veranstaltungen wurden natürlich abgesagt. Es wird also kein Shakespeare im Park geben und auch die Sportkurse am Hafen finden nicht in persona statt. Man kann diese jedoch virtuell mitmachen, was ich ja super finde! Wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen und Aktivitäten zu finden, bei denen wir den empfohlenen Mindestabstand einhalten können.

So waren wir neulich in einem „Biergarten“ und haben dort kalte Getränke und Snacks genossen. Die Brauerei hat zwar Sitzplätze außen, da diese aber sehr begrenzt sind, haben sie (zusammen mit der benachbarten distillery) die Straße gesperrt und dort einen „Biergarten“ errichtet. Man kann nun also unter Beachtung des Mindestabstands ein Bierchen genießen (bestellt am Fenster oder in der Brauerei am Tresen) und lecker essen. Im Biergarten ist Selbstbedienung und auf den Tischen klebt ein QR-Code, den man mit dem Handy scannt und dann macht sich die Speisekarte auf. Man kann dann online die gewünschte Speise auswählen und erhält eine Textnachricht, sobald das Essen zur Abholung am Fenster bereit steht. Ich bin immer noch ganz begeistert von diesem Vorgang!

Wir haben bereits zwei Ausflüge zum Whirlpool State Park unternommen. Dort kann man ganz gemütlich auf der Anhöhe spazieren gehen oder die Treppen hinunter zum Fluß steigen und dort richtig wandern gehen. Ich bevorzuge die Wanderungen am Fluß unten, auch wenn das etwas anstrengender ist. Der Blick auf den Fluß und die Natur sind dort unten aber wirklich beeindruckend!

Nachdem wir aktuell ja nicht in den Urlaub fahren können, haben wir uns letztes Wochenende dazu entschieden mal an einen der Strände in der Umgebung zu fahren. Ja, hier gibt es wirklich Strände und der Strand für den wir uns entschieden hatten, war auch sehr schön. Man könnte denken wir hätten einen Tag am Meer verbracht. Es war wunderschön und sehr entspannend und natürlich waren wir gut ausgerüstet für den „Urlaubstag“. Aber seht selbst!

Bennett Beach – Lake Erie
Gut ausgerüstet für den Tag am Strand 😉

Was ich nach wie vor gerne mache, sind Spaziergänge am Eriesee. Am liebsten gehe ich morgens alleine spazieren wenn es noch nicht zu heiß ist, nur wenige Menschen unterwegs sind und ich meinen Kaffee in aller Ruhe am See trinken kann. Aber auch Abendspaziergänge können sehr schön sein, dann bevorzuge ich allerdings den Outer Harbor, wo man sich ein bisschen besser aus dem Weg gehen kann.

Das war´s erst mal wieder aus Buffalo. Ich hoffe es geht euch gut und auch ihr genießt ein paar schöne sommerliche Tage!

Unerwarteter Besuch

Wir haben ganz schön gestaunt, als wir gestern auf einmal eine Katze vor unserer Terrassentür sahen! Man muss dazu sagen, dass wir mitten in der Stadt und im 4. Stock (!!!) wohnen. Drei der Wohnungen haben Terrassen, die an beiden Seiten durch Betonblocks voneinander getrennt sind. Zwischen den Betonblocks befindet sich ein Geländer, durch das sich die Katze gequetscht hat, um auf dem Vordach spazieren zu gehen und dann schließlich zu uns zu gelangen.

Haustiere sind in unserem Gebäude verboten. Ausnahmen sind sogenannte „Emotional Support Animals“. Ob unser Nachbar nun ein solches Support Animal hat oder sich einfach nicht an die Hausordnung hält, will ich gar nicht weiter kommentieren. Der Nachbar hätte sowieso einen eigenen Eintrag in meinem Blog verdient mit seinen bisherigen Auffälligkeiten…..

Wir wussten, dass die Nachbarn (es sind zwei Männer, geschätzt in ihren 20ern) eine Katze haben, da wir diese schon des Öfteren maunzen hörten. Als wir sie dann aber auf dem Dach rumlaufen sahen, waren wir doch etwas erstaunt. Das arme Tier hat offensichtlich nach Schatten gesucht, konnte aber in der Morgensonne, die direkt auf die Terrassen strahlt, keinen ausreichenden Schatten finden. Die Katze hat uns zunächst beäugt, sich dann aber dazu entschlossen sich auf unseren Balkon zu begeben.

Ich wollte ihr ein bisschen Wasser und ein Kissen holen, damit sie sich in den Schatten des Stuhles auf unserer Terrasse legen kann. Das hatte sie ja gar nicht im Sinn und ist gleich mit mir in das Apartment geschlichen. Sie war anfangs sehr aufgeregt und hat ständig gemaunzt. Wasser hat sie getrunken, Thunfisch wollte sie nicht essen. Sie hat unser gesamtes Apartment inspiziert und mit lautem Maunzen kommentiert. Die Türe zum Schlafzimmer zu öffnen war eine Leichtigkeit für sie!

Nachdem wir die Nachbarn nicht gehört haben und deren Autos auch nicht auf dem Parkplatz waren, haben wir beschlossen die Katze bei uns zu behalten bis die Nachbarn wieder zu Hause sind. Nach etlichen Streifzügen durch die Wohnung, lautem Gemaunze und vielen Streicheleinheiten, hat sich die Katze irgendwann beruhigt und ist in unserem Gästebett eingeschlafen.

Diese wunderschöne und sehr verschmuste Bengalen Dame hat ihren Ausflug zu uns sichtlich genossen. Sie wurde immer mutiger und zutraulicher. Zum Spielen konnten wir sie nicht animieren, aber sie hat sich mit großer Freude auf unserer Treppe gewälzt. Ein kurzes Video hierzu könnt ihr auf meinem Twitter Account sehen.

Bengalen sind keine günstigen Katzen und wir waren sehr verdutzt, dass sie einfach auf dem Dach herumgelaufen ist. Als wir am späten Nachmittag Geräusche aus der Nachbarswohnung gehört haben, haben wir dem Nachbarn Bescheid gegeben, dass die Katze bei uns ist. Er kam dann auch sofort auf den Balkon und meinte er hätte gar nicht gemerkt, dass die Katze verschwunden war… Wir hatten jedenfalls einen tollen Tag mit der Katze und sie wahrscheinlich auch mit uns. Ich hoffe sie kommt uns bald wieder besuchen!

About last night

Als wir vor gut einem Jahr nach einer Wohnung in Buffalo gesucht haben, habe ich zum ersten Mal richtig recherchiert wo die sicheren und nicht so sicheren Gegenden sind. Meine bisherigen Wohnorte waren alle nicht wirklich gefährlich und ich hatte mich noch nie mit solchen Dingen beschäftigt. Ich realisiere immer mehr, wie behütet ich doch in Bamberg bzw. dem Bamberger Umland aufgewachsen bin und wie sicher meine bisherigen Wohnorte waren.

Wir wollten unbedingt eine zentral gelegene Wohnung, so dass wir zu Fuß zu Bars und Restaurants laufen können. So waren wir das gewohnt und wollten es auch beibehalten. Unser aktuelles Apartment bietet nicht nur Platz für Gäste und hat eine Terrasse, sondern ist auch zentral gelegen und in der Nähe von Polizei, FBI und weiteren offiziellen Gebäuden. Wir waren überzeugt, dass wir hier sicher sein werden.

Wir konnten nicht ahnen, dass ziemlich direkt vor unserem Haus Proteste erfolgen würden. Letzte Nacht wurde, wie in vielen anderen Städten auch, wegen des Todes von George Floyd protestiert. Es fing mit einem friedlichen Protest an, bei dem hunderte von Menschen sich vor City Hall versammelten und dann durch die Straßen zogen. Viele Demonstranten haben auf dem Parkplatz vor unserem Haus geparkt. Wir hatten somit einen sehr guten Ausblick auf viele Dinge, die sich im Laufe des Abends / der Nacht ereignet haben.

Nachdem die Demonstranten durch die Straßen gezogen waren und sich vor dem Gerichtsgebäude versammelt haben, haben bereits viele Leute den Protest verlassen. Nach kurzer Zeit gab es die erste Konfrontation mit Polizisten, dies haben wir allerdings nur über die Medien gesehen, da dies nicht in unserem Blickfeld lag.

Im Lauf der Nacht hat sich die Lage allerdings immer mehr zugespitzt und so wie wir es auf dem Parkplatz beobachten konnten, sind die ursprünglichen (friedlichen) Demonstranten nach Hause gefahren, jedoch neue Demonstranten angekommen. Die Polizei war mit schwerer Ausrüstung um das Gerichtsgebäude aufgestellt. Ein Autofahrer, der versucht hat durch die Menge zu fahren, wurde von Demonstranten aus dem Auto gezogen. Der Mann musste mit dem Krankenwagen abtransportiert werden, das Auto war völlig demoliert am Ende.

Um 22:30 Uhr wurde eine Ausgangssperre für Erie County und somit Buffalo verhängt. Der Protest wurde zudem als illegal erklärt und die Polizei fing an die Demonstranten aufzufordern nach Hause zu gehen. Im weiteren Verlauf wurde ein Fahrzeug in Brand gesetzt, es wurden mehrfach Tränengas und flash bangs eingesetzt. Man konnte wiederholt beobachten wie Leute gerannt sind, dann jedoch wieder Richtung Polizei zurückgekehrt sind. Gegen Mitternacht hat sich die Polizei formiert und ist mit Tränengas und rubber bullets gegen die Demonstranten vorgegangen. Die letzten Aktionen konnten wir live sehen, da sie sich direkt vor unserem Fenster abgespielt haben. Danach hat sich die Menge aufgelöst, wir sind gegen 1 Uhr ins Bett gefallen.

Heute morgen haben wir gelesen, dass die Fenster etlicher Geschäfte in Elmwood Village eingeschlagen wurden. Etliche Gebäude hier in der Innenstadt wurden beschädigt. Heute morgen waren viele Freiwillige und Angestellte der Stadt unterwegs, um die Schäden zu beheben.

Da auch heute Nacht mit vereinzelten Ausschreitungen gerechnet wird, gilt seit 21 Uhr eine Ausgangssperre bis morgen früh um 6 Uhr. Die Polizei ist heute Nacht sehr stark vertreten. Um 21 Uhr wurde der Niagara Square geräumt, die Polizisten sind Richtung Niagara Street marschiert. Alle Fußgänger, die wir bisher gesehen haben, wurden nach Hause geschickt. Soweit ich auf den social media Kanälen lesen konnte, gab es bereits einige Verhaftungen wegen Mißachtung der Ausgangssperre. Bisher scheint es hier ruhig zu sein und ich hoffe sehr, dass es so bleibt.

Es war erschreckend gestern zu beobachten, was ich bisher nur auf dem Fernseher gesehen habe. Wie schnell so ein friedlicher Protest kippen kann und in eine gewalttätige Auseinandersetzung münden kann, hat mich wirklich schockiert. Aber wie eingangs gesagt, ich bin wohl in einem sehr behüteten Umfeld aufgewachsen und musste mich mit solchen Dingen noch nie direkt auseinandersetzen.

Bleibt gesund und munter ihr Lieben! Ich hoffe es geht Euch gut.

Sommer in Buffalo

Noch vor gut zwei Wochen hatte ich die Nase gestrichen voll von dem Wetter in Buffalo. Schnee und Kälte bis Mitte Mai, das war ja so gar nicht mein Ding! Ich hatte einen ziemlichen Durchhänger, aber nun ist es schon seit ein paar Tagen schön und die Laune ist gewaltig gestiegen 🙂

Den Frühling haben wir hier mal gekonnt übersprungen und sind gleich in den Sommer gestartet. Gestern gab es sommerliche Temperaturen bis zu 31 Grad Celcius. Unsere Wohnung ist wohl so gut wie nicht isoliert, im Winter bitterkalt und im Sommer ziemlich heiß. Mein Mann ist so weit eingedeutscht *lol*, dass wir die Klimaanlage noch nicht angeworfen haben, sondern Nachts die Fenster öffnen (trotz riesiger Spinnen vor dem Fenster) und früh Fenster und Abdunklungen schließen.

In der letzten Woche sind wir aufgrund neu interpretierter Daten quasi über Nacht in Phase I des Re-Openings gestartet. So viel hat sich dabei für uns noch nicht geändert. Ich bin auf Phase II gespannt, wenn die Geschäfte wieder geöffnet werden. Phase II soll kommende Woche starten, allerdings kommt es darauf an, ob die Menschen sich am vergangenen langen Wochenende an die Social Distancing Regeln gehalten haben und die Fallzahlen weiterhin niedrig sind. Wir werden sehen!

Aufgrund des schönen Wetters sind wir nun wieder viel aktiver und sind letztes Wochenende mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren. Am Outer Harbor ging das dank Fahrradweg ganz gut. Dort kann man ein ganz schönes Stück am See entlang fahren. Ansonsten sind die Fahrradwege in der Stadt eine spannende Angelegenheit. Sie hören manchmal einfach auf und man muss die Straße nutzen, um dann irgendwo wieder auf einen Fahrradweg zu gelangen. Am Besten ist es, sich die Strecke im Voraus auf einer Karte anzusehen, so dass man sich nicht verirrt. Auf der Straße fahren ist hier definitiv kein Spaß. Die Schlaglöcher sind gewaltig und Autofahrer sind auch nicht darauf eingestellt, dass es noch weitere Verkehrsteilnehmer gibt.

Mein aktueller Lieblingsort ist eine alte Farm ca. 20 Minuten von unserem Apartment. Dort sieht es fast aus wie zu Hause und man kann über wunderschöne Wiesen, Felder und durch Wälder laufen. Auch toll zum Spazieren gehen ist das Tifft Nature Preserve, davon hatte ich vor ein paar Monaten schon einmal berichtet. Und für den Spaziergang zwischendurch gehe ich nach wie vor gerne an die Wasserfront. Dort gibt es auch einen Park, der aktuell für Autofahrer gesperrt ist, um den Menschen mehr Platz zum Social Distancing zu geben. Auf dem Weg dorthin sehe ich immer etliche Eichhörnchen, die ich ja total knuffig finde.

Ich hoffe es geht Euch gut und ihr genießt ebenso schönes Wetter wie wir!

Gänse beim Tifft Nature Preserve
Knox Farm State Park
Knox Farm State Park – Bücherwald
Eichhörnchen

Der neue Alltag in Buffalo

Nun haben wir schon einige Wochen (ich habe aufgehört die Tage und Wochen zu zählen) zu Hause verbracht und so langsam hat sich ein Alltag eingestellt. Mein Mann unterrichtet seine Studenten von zu Hause aus. Weder Angestellte noch Studenten dürfen auf den Campus. Dies gilt zunächst bis zum Ende des Semesters, mal sehen wie es danach weitergeht.

Ich gehe jeden Tag nun noch gemütlicher an. Es gibt keine Termine oder sonstige Dinge, die ich außerhalb des Hauses erledigen kann oder muss. Ich frühstücke in aller Ruhe und lese dabei Nachrichten was sich über Nacht in Deutschland/Europa getan hat. Danach dusche ich und lese ein Buch oder eine Zeitschrift oder nutze die Zeit, um mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. Dann ist auch schon wieder Zeit fürs Mittagessen und danach gehe ich eine Runde spazieren (wenn das Wetter es zulässt), mache Sport zu Hause oder lerne Italienisch. Abends schauen wir meist einen Film an oder spielen Spiele. Das verrückte Labyrinth, Monopoly (die Game of Thrones Version) und Scattergories sind aktuell unsere Favoriten.

Mein absolutes Highlight in dieser Woche war ein Paket, das ich aus Deutschland erhalten habe. Meine lieben Eltern haben mir ein Oster-Päckchen mit ganz vielen Osterhasen und Schoko-Eiern geschickt. Darüber habe ich mich sehr gefreut und habe natürlich gleich am ersten Tag schon etliche Sachen daraus vertilgt… Aber gut, an manchen Tagen braucht man eben ein bisschen mehr Schokolade 😉

Vor einiger Zeit hatte ich bereits über das Wetter in Buffalo berichtet. Nun weiß ich, was die Winter hier so schrecklich macht. Es fängt gar nicht so schlimm an und auch die extreme Kälte in manchen Wochen lässt sich ertragen. Den Schneefall im Dezember und Januar fand ich sogar sehr schön. Wenn es dann allerdings in den März und April geht und es immer noch kalt und windig und an den meisten Tagen grau und ggf. auch noch nass (ja sogar Schnee fällt noch) ist, dann kann das ganz schön deprimierend werden. Auch wenn es in Deutschland aktuell viele Einschränkungen gibt, beneide ich euch schon ziemlich um das frühlingshafte Wetter! Genießt die Sonnenstrahlen und die Frühlingsblumen und bleibt gesund ihr Lieben!

Zur Lage in Buffalo

Seit dem letzten Eintrag sind ein paar Wochen vergangen und in dieser Zeit hat sich die Welt vollkommen verändert. Meine Schwester hat uns Ende Februar für ein paar Tage besucht. Leider war das Wetter nicht so toll, so dass wir nicht viel unternehmen konnten. Wir hatten dennoch eine schöne Zeit zusammen und konnten an einem Tag sogar die Dreharbeiten zu einem neuen Film mit Bradley Cooper beobachten. Der Film heißt „Nightmare Alley“, für diejenigen die das mal googeln wollen. Da es uns zu kalt war, sind wir nicht wie andere Schaulustige auf die Straße gegangen, sondern haben das Spektakel von der Couch aus betrachtet.

Als kurze Zeit darauf die ersten Meldungen zum Coronavirus in Deutschland aufkamen, war die Lage hier noch relativ entspannt. Auch wenn der Bundesstaat New York meines Wissens nach aktuell die höchste Anzahl an Fällen in den USA hat, hat es etwas gedauert bis sich die Lage auch in Buffalo zugespitzt hat. Nachdem der Präsident letzte Woche das Reiseverbot gegen die EU-Staaten ausgesprochen hat, gingen auch hier die Hamsterkäufe los. Ich war seitdem ehrlich gesagt nicht mehr im Supermarkt und habe nur auf verschiedenen sozialen Medien die langen Schlagen bereits vor Öffnung der Supermärkte und die leeren Regale gesehen.

Nach dem Ausspruch des Reisebanns hat es etwas gedauert bis die ersten Maßnahmen Erie County und somit auch Buffalo getroffen haben. Inzwischen sind öffentliche Einrichtungen wie Fitnessstudios und Kinos geschlossen. Bars und Restaurants sind seit Montag Abend geschlossen, man kann allerdings noch bestellen und dann das Essen mitnehmen oder liefern lassen. Damit auch während dieser Krise der Alkohol Nachschub gewährleistet ist, hat der Bundesstaat New York ein Gesetz geändert, so dass es Restaurants nun erlaubt ist alkoholische Getränke zum mitnehmen zu verkaufen. Dies ist normalerweise verboten.

Wie ihr sicherlich auch den deutschen Medien entnehmen konntet, decken sich die Leute in den USA nicht nur mit Toilettenpapier und Nudeln ein, sondern auch mit Munition. Da kann man nur hoffen, dass die Situation nicht völlig aus dem Ruder läuft.

Ich bin froh, dass mein Mann nach 2 Wochen Dienstreise morgen wieder nach Hause kommt. Durch die eingeschränkten Aktivitäten war ich ganz schön gelangweilt und einsam hier. In diesen Zeiten fehlen mir meine Familie und meine Freunde besonders. Ich hoffe es geht euch allen gut! Haltet die Ohren steif und bleibt gesund!

Ithaca

Zum President´s Day haben wir beschlossen einen Ausflug an die Finger Lakes zu machen. Es gibt sicherlich viele schöne Orte an den Seen, uns hat es dieses Mal nach Ithaca verschlagen. Das putzige Örtchen ist Heimat der renommierten Cornell University, eine der Ivy League Universitäten.

Nach gut dreistündiger Fahrt sind wir in Ithaca (ca. 30.000 Einwohner) angekommen. Da unser Hotelzimmer noch nicht bezugsfertig war, haben wir das Auto abgestellt und zu Fuß die Stadt erkundet. Es gibt eine schöne kleine Fußgängerzone mit kleinen Geschäften und ein paar Restaurants. Gleich daneben ist die „Restaurant-Straße“, auf der wohl die meisten Restaurants in Ithaca zu finden sind. Satt wird man in Ithaca auf jeden Fall und das auch zu vernünftigen Preisen!

Nach einer kleinen Stärkung ging es den Berg (ja, das war ein Berg und kein Hügel!) hinauf zur Universität. Der Campus ist wahnsinnig beeindruckend. Sowohl die Gebäude als auch die Aussicht sind absolut sehenswert! Die Studenten, die dort wie fleißige Ameisen herumgewuselt sind, sahen meist recht müde und gestresst aus. Am meisten erstaunt hat mich, dass sehr viele Studenten in Jogginghosen herumlaufen. Irgendwie hatte ich bei so einer Elite-Uni erwartet, dass der Kleidungsstil auch entsprechend elegant ist. Aber vielleicht legen die Studenten mehr wert auf ihre Autos. Wir haben einige sehr schicke Autos, vor allem vor den Fraternity Häusern, gesehen!

Wer auf diese Uni gehen will, braucht nicht nur eine Stange Geld, sondern muss wohl auch sehr gut sein. Ich habe nachgelesen, dass die Aufnahmequote bei ca. 13% liegt!

Nach dem Rundgang über den Campus und durch die anliegenden Wohnviertel haben wir uns auf den Weg zum Hotel gemacht. Wir hatten ein Zimmer in einem putzigen Boutique Hotel. Nach einem Drink an der Bar haben wir uns ein paar Tapas gegönnt und sind dann ins Bett gefallen.

Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück im wunderschönen Wintergarten des Hotels noch zum Taughannock Falls State Park und dann wieder nach Buffalo.

Ithaca ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Mich hat das Städtchen ein bisschen an Heidelberg oder Tübingen erinnert. Im Sommer ist Ithaca sicherlich auch ein wunderbarer Ausgangspunkt, um die Weingüter entlang des Sees zu erkunden.

Fußgängerzone in Ithaca
Cornell University
Ezra Cornell
Cornell University
Blick von der Universität auf den See
Taughannock Falls State Park

Alltag

„Was machst du denn den ganzen Tag?“ oder „Ist dir denn nicht langweilig?“. Das sind Fragen, die ich in letzter Zeit des Öfteren gehört habe. Durchaus berechtigte Fragen, vor allem wenn man mich kennt und weiß, dass ich generell schnell gelangweilt und ein ziemlich unruhiger Mensch bin.

Nachdem die Zeit bis zum Jahresende geprägt war von Reisen und dem Ziel, den Führerschein zu erlangen, hat sich erst gegen Mitte Januar der Alltag eingestellt. Mitte Januar, weil mein Mann bis dahin „kurze“ Arbeitstage hatte und wir viel Zeit zusammen verbringen konnten. Da wir in unserer relativ kurzen Beziehung schon einige Zeit getrennt verbracht haben, habe ich die gemeinsame Zeit mit meinem Mann einfach genossen. Wir waren zweimal im Kino: Just Mercy ist absolut sehenswert und hat mich sehr bewegt; Bad Boys for Life war eine nette Unterhaltung an einem kalten Tag. Wir haben Trevor Noah live in Shea´s Performing Arts Center gesehen. Ein wahnsinnig schönes Theater und eine tolle Show von Trevor! Und wir waren bei der Aufführung von A Midsummer Night´s Dream vom Buffalo Philharmonic Orchestra zusammen mit der Irish Classical Theatre Company. Eine tolle Inszenierung eines meiner Lieblingswerke von Shakespeare.

Aber nun zurück zum Alltag! Ich stehe morgens mit meinem Mann auf und wir frühstücken gemeinsam. Danach mache ich mich fertig und erledige was eben so anfällt (putzen, waschen etc.). Wenn das erledigt ist, gehe ich spazieren (meist nach Elmwood) oder ins Katzen Café, schreibe an meinem Blog, lese oder telefoniere mit Familie und Freunden. Neuerdings gehe ich auch ins Fitnessstudio und nachdem ich dieses von unserem Wohnzimmer aus sehen kann, plagt mich das schlechte Gewissen wenn ich mal nicht gehe… Ich mache jede Woche einen Speiseplan (manche halten das für spießig *lol*) und wir kochen gemeinsam wenn mein Mann nach Hause kommt. Danach sind wir meist faul und schauen eine Serie oder einen Film oder lesen.

Wird mir dabei langweilig? Nein, eigentlich nicht. Natürlich gibt es Tage, die nicht so spannend sind wie andere. Aber aktuell kann ich nicht sagen, dass ich sehr gelangweilt bin. Ich schaffe es endlich mal in Ruhe Bücher zu lesen und mir Gedanken darüber zu machen, was ich denn jobtechnisch machen möchte. An manchen Tagen ist die Einsamkeit schwer zu ertragen, aber ich habe ganz liebe Freunde und meine Familie die trotz der Entfernung Kontakt mit mir halten und das hilft sehr. Herzlichen Dank ihr Lieben!

So, nun ist es auch schon 10 Uhr (die Zeit vergeht wie im Flug) und ich mache mich mal an die Aufgaben, die ich mir für heute vorgenommen habe. In Deutschland ist schon später Nachmittag. In welcher Zeitzone ihr euch auch befindet, ich hoffe ihr habt einen wunderschönen Tag!

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